tagebuch 10. juni 2006
peru / bei orillo - hatumatchay


festgefahren schlammschlacht auf 4'300müm....
ich hab gut geschlafen und erwach mit blick auf einen blauen himmel.. unser morgenritual kann beginnen und sibylle kopiert fredels gestriges milch-überkochen ;-). wir sind also am "käfälä" und hinter uns auf einem maisfeld kommen rinderkinder des weges und fressen sich genüsslich an den vertrockneten mais-stengeln. es folgt ein junger mann der die tiere wieder verscheucht ;-). war wohl nicht die meinung. auch ein kleines mädchen kommt noch und schaut etwas verdutzt zum matzmobil rüber.

nun gehts für den matzmobil hausarzt fredel ans spritzenwerk ;-). sibylles bauchnabel wird mit stichen umrundet, die arme!! fredel macht seine aufgabe recht gut, anfänger was er ist ;-). ich schau skeptisch zu und fiebere mit..

danach sind wir bald fahrbereit und voller tatendrang, heut gehs nach hatumachay, einem klettergebiet in der cordiliera negra. die hohen berge auf der einen seite sind die weissen, die andere talseite ist von den schwarzen begrenzt. und eben da fahren wir nun rein! wir fahren also südlich und lachen und singen und geniessen die kleinen einblicke in die bergwelt, die das wetter heute zulässt. bald zweigen wir bei km 131 ab und machen höhe auf einer guten piste. dann zweigen wir auf einen kleineren weg ab und geniessen die ausblicke. sibylle fragt uns, ob wir die sandbleche eigentlich noch nie gebraucht haben. fredel macht den spruch des tages: nein, die kannst du grad mit in die schweiz nehmen ;-)

die auffälligen kletterfelsen sind schon in sichtweite und wir lenken in eine feuchte matte ein. laut internet-berichten gehen wir davon aus, dass wir direkt bei den felsen parkieren können. dies ist aber def. nicht so. wir farhen in das feuchtgebiet rein und irgedwo halt ich an. fredel und sibylle gehen zu fuss auf erkundung und, übermotiviert wie wir sind, entscheiden wir, etwas zurück zu fahren und dann rechts den hang runter.. ich leg also den rückwertsgang ein und zirkle das matzmobil auf der gleichen spur zurück. schliesslich ist da die erde schon festgedrückt und ich belästige nicht noch mehr hochebenen gräser (wir sind auf 4'300 müm), so meine überlegung. ich fahr also und dann geht nichts mehr..

ups, wir sind drin, im dreck.. ich hab uns rückwers festgesetzt.. so schnell geht das, wer hätte das gedacht, ich nicht. wenn man bedenkt, dass wir eigentlich noch weiterfahren wollten ;-). nun gut, ist eben so, wir sind ja nicht aus zucker und graben uns da rasch aus, kann kein problem sein ;-). auch sinnieren wir an der winde rum, keine bäume, man müsste etwas vergraben, aber wir trauen der festigkeit des feuchtgbiet-bodens nicht, also zu den schneeschaufeln im skizeug und los gehts. alle schlüpfen wir ins "übergwändli" und schleppen steine an, buddeln in der zähen erde und legen die sandbleche bereit.. uff.. harte arbeit..

um uns broddelt das wetter und regen droht, sogar donnergrollen höhren wir, das nicht auch noch ;-). so, steine sind gelegt, erde abgetragen, wir starten den ersten versuch. es bleibt beim versuch, wir wühlen uns nur noch tiefer, shit! aber das wär ja gelacht, wir buddeln weiter und irgendwann "zwingen" wir sibylle, ins haus zu gehen (das etwas schräg steht ;-). sie ist ja immer noch am aklimatisieren, und so schwerarbeit unterstützt den prozess sicher nicht, dann ist sie noch auf medis, also rein mit ihr, etwas ruhe wird verordnet. fredel und ich machen weiter, plaudern, suchen nach lösungen und dreckeln rum.. zweiter versuch scheitert auch, jetzt sitzen wir sogar mit der vorderen achse auf.. ja hei!

es bräuchte doch soooo wenig, aber jetzt wollen die schlammigen räder eh nicht mehr fassen.. wir sitzen da also im dreck und beschliessen, morgen hilfe zu holen. einen traktor oder so.. unterdessen ist es auch eisig kalt, weitere aktionen nützen nichts. fredel räumt noch etwas material zusammen. mir tut die natur leid, die wir hier verunstalten, aber ist nun mal so. mit absicht hab ich das ja nicht gemacht, aber doch nagt ab und an eine welle von selbstvorwurf an mir. hätte ich doch, wär ich doch, etc.. schliesslich sass ich am lenkrad, auch wenn wir sicher beim rechts-rumfahren eh steckengeblieben wären, und das war unser aller entscheid da reinzufahren ;-).

fredel baut uns mit den sandblechen noch einen weg aufs gras raus, die gummistiefel sind am eingang, wir sind gerüstet für die nacht. armes matzmobil, vorne rechts voll im dreck (wasser hat sich auch in die löcher gedrängt unterdessen und lässt die steine versinken), stehen wir schon recht schräg, aber eben, ist nun mal so. wir sind schon grad etwas pechvögel im moment. schlechtes wetter, hundebiss und nun stecken wir fest ;-). den abend verbringen wir im wärmenden bett und mögen nur grad noch ein süppli kochen..

die schräglage versuchen wir mit kissen etc etwas anzupassen. vor allem sibylles schlafplatz ist etwas "schlifrig" und somit einige modivikationen von nöten ;-). wir sind müde, der wind pfeifft über unser haus, es ist kalt, wir versuchen zu schlafen. in meinem obergeschoss schwirren ununterbrochen gedanken, ideen, lösungsvorschläge, selbstvorwürfe (wegen mir müssen nun alle leiden etc, vor allem sibylle, die nur kurz ferien hat und eh schon pech hatte), wieder ideen.. es will nicht aufhöhren und an schlaf ist nicht zu denken bei mir. ich versuchs mit regelmässig atmen (bin an einem budda-buch, da ist das trumpf), aber meine gedanken haben noch immer das steuer in der hand und sie lassen mich nicht in ruhe!! haut doch bitte ab, ich will schlafen, ändern können wir eh nichts!!! geht weg!!!

nächter versuch, mein obergeschoss zu beruhigen: relax-tropfen (engelsessenz).. das hilft ein wenig und nach weiterne kreisgedanken-gängen werd ich doch etwas müde und irgendwann, schlaf ich doch mal ein.. vollmond ist auch noch, doch etwas viel für mich ;-).

so ganz nebenbei dass wir alle sehr gut schliefen, haben wir uns auch gleich noch um eine stufe mehr akklimatisiert. und mit uns wohl auch die alde gasheizung. der morgendliche alde test funzt. wir setzen uns an den zmorgen tisch und schlürfen kaffe. durch die offene eingangstüre grüssen wir das halbe dorf orillo. es scheint dass sie gemeindsversammlung haben und heute morgen alle an uns vorbeispazieren.

nach der ersten tasse kaffe - vielleicht wäre es besser gewesen davor - setze ich sibes tollwut schuss in den bauchnabel. sie freuts ungemein dass sie einen kompetenten spritzen fachmann dabei hat, was leicht an ihrem fröhlichen gesichtsausdruck auf dem foto zu erkennen ist. ( siehe foto )

als die medizinische sowie kulinarische versorgung abgeschlossen ist, setzen wir uns guten mutes ans steuer und stürzen uns ins abenteuer. hatumatchay heisst das tagesziel. dies ist ein kletter gebiet ca 80 km südlich von huaraz. die fotos auf der rock and music homepage sowie die infos welche sybe im officina de guyas eingeholt hat sehen und tönen vielversprechend. wir - vorallem aber wahrscheinlich unser au pair - sind voller vorfreude auf die bevorstehende kletterpartie. auf der fahrt dorthin kommt sibe plötzlich auf die idee zu fragen, ob wir die sandbleche schon mal gebraucht hätten. ganz ehrlich, haben wir die dinger bis jetzt wirklich noch nie gebraucht, und ich schlage vor dass sie die schweren teile gleich in die schweiz zurücknehmen kann..........

bald biegen wir von der hauptstrasse ab, und folgen der neu erstellten naturstrasse der cordillera negra entgegen. da wo die vielen steinmandli sind abbiegen - steht in der wegbeschreibung - und dann sehen wir die imposanten, wie riesen in der gegend stehenden kletterfelsen. wir folgen den wagenspuren, fahren einem kleinen bächlein entlang und als wir keine reifenspuren mehr erkennen können, steigen sibe und ich mal aus, um zu erkunden ob wir bis in die senke, wo sich die felsen befinden weiterfahren können.

als wir aussteigen saftet der feuchte boden um unsere schuhe. wir sehen keine weitere spur runter, denken aber, dass wir das feuchtgebiet evenuell umfahren können. schine setzt rückwärts - immer bedacht keine weiteren gräsli als ohnehin schon - zu verletzen in der gleichen spur zurück. wir plaudern, horchen der musik, und plötzlich hälts an.nichts geht mehr, und mein erster leiser verdacht dass wir festgefahren sind bestätigt sich sogleich. ein kurzer aber hoffnungsloser versuch uns mit vor- und rückwärts bewegungen aus dem schlamm zu manövrieren scheitert kläglich.

also an die säcke. es werden kombis verteilt, die mammut lawinen schaufeln kommen zum einsatz, und in kürze sind wir alle drei auf 4'300 müm an einer gewaltigen schlammschlacht. immer wieder müssen wir uns ermahnen, kleine pausen einzulegen, uns nicht voll zu verausgaben, und immer wieder zu trinken. irgendwann, schicken wir unser hundebiss gequältes und medikamenten geschwächtes au pair ins innere um uns ein stärkendes sandwich zu zubereiten. schine und ich schaufeln weiter, schleppen steine her und versuchen eine möglichst flache startbahn fürs matzmobil zu bauen.

ein weiterer versuch, mit sandblechen, brems- blockier- und differential tricks unser zuhause aus dem, sich langsam mit brackem wasser füllenden loch zu manövrieren wird unternommen .......................................erfolglos! das einzige was geschieht ist, dass wir uns noch mehr verlochen, und es nun sogar geschafft haben, die vorderachse auf grund zu setzten. ein verzweifelter versuch die kabine mit dem hi lift soweit anzuheben dass wir die sandbleche unters vorderrad schieben können versinkt im schlamm. auch die idee unseren vorwärts schub mit der winde zu unterstützen ist - mangels fixpunkten im durchnässten untergrund - haltlos. nach einem dritten und letzten verzweifelten - im hintergrund donnerts und blitzts wie seit einem jahr nicht mehr -versuch, brechen schine und ich die übung ab. ich werde morgen mit dem bike losziehen und einen traktor, bagger, minenfahrzeug oder superpuma organisieren.

während die frauen versuchen die schräglage drinnen so gut wie möglich auszugleichen, reinige ich das werkzeug, baue uns mit zwei sandblechen einen laufsteg über den matschigen aushub, und mache dann mit dem einbruch der dämmerung ebenfalls feierabend. drinnen haue ich erst mal das von sibe, mit viel liebe und mayonnaise zubereitete köstliche sandwich rein. dann beraten wir was morgen alles zu tun ist, und mir wird eine pendenzen liste mit viel herz ausgestellt.

nach dem wir uns zum znacht ein süppli gewärmt haben - mehr hat die schräglage und die übriggebliebene energie nicht zugelassen - legen wir uns auf unsere schiefen schlafflächen. sibe und schnitz beraten sich den halben abend noch, über " das problem ist eben... " was sich ohne ende weiterzieht, bis mir der kragen platzt und ich sie bitte ob sie vielleicht unter umständen eventuell auch noch ein paar sätze positiver natur aussprechen könnten bevor wir einschlafen......

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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