tagebuch 09. juni 2006
peru / monterrey (bei huaraz) - bei orillo


vernunft siegt von plänen und deren verwerfung
sibylle beginnt den tag mit joga, und wir schliessen uns ihr erst beim kaffe trinken an ;-). vorher geben wir uns dem morgentlichen kuscheln hin und ich geniess fredels weich rasierte backen. heut gibts sogar 2 portionen kaffe (ich verzichte). fredel findet das sicher sehr sympatisch ;-). wir erzählen sibylle die "flügt nümm" geschichte von gudi auf dem jakobsweg und wir lachen am morgen schon ausgiebig.

als sibylle über den müll-montier-modus informiert wird, mein fredel nur: die aupairs heut zu tage ;-)))) nach dem munterem morgen gehts ans zusammenräumen, fredel organsiert uns noch einen vollen wassertank und zahlt unsere "schulden". es kann losgehen. heut werden wir ja die medis holen im gesundheits zentrum, die müssen sofort in den kühlschrank. zuerst parkieren wir aber an einer breiten strasse wo grad ein sicherheits-mann vor einer firma steht. er wird schauen, dass dem matzmobil nichts passiert. auf dem weg zum dökti kaufen wir nochmal apfel-sweetis und so sind wir gestärkt fürs nächste kapitel sibylles hundebiss-geschichte.

wir kommen im gesundheitszentrum an und ich setz mich grad draussen hin, lass sibylle und fredel alles organinsieren. neben mir schwing eine einheimische ihr kleinkind auf den rücken (im obligaten, farbigen tuch) und ich muss grinsen. in der schweiz würde man sich sorgen machen um das kind, dass es das genick brechen könnte ;-). hier scheint alles etwas natürlicher.. ich krieg besuch und eine indio-frau setzt sich neben mich (auf mein geheiss). sie ist traditionell gekleidet, hohen hut, ausladender jupe in diversen schichten, das tuch um die schulter, ein kind an der brust.

wir plaudern etwas miteinander (so weit das für mich eben möglich ist in meinem beschränkten spanisch). themen wie gesundheitssystem in der schweiz, über kinder haben, reisen etc. ich bin mir nicht sicher, ob sie über ihr baby auch noch geld von mir wollte, hab nicht verstanden was sie ihrem kleinen gesagt hat, das wort geld kam auf jeden fall vor.. wie auch immer, plötzlich ist ihr mann am winken und weg sind sie. ihre anderen kinder sind an der schule und der kleine hätte fieber, das hat sie mir noch erzählt.

immer wieder kommen andere frauen mit ihren kindern und lachen mir lieb zu und grüssen. die kinder winken mir zu, bleiben stehen und schauen verduzt oder kommen direkt zu mir.. ist echt interessant hier zu sitzen. ich lass die blicke und kinderaugen einwirken. dann schau ich mal nach dem rechten bei sibylle und fredel. auch sie sind umzingelt von müttern mit ihren kindern. wir blödeln etwas rum, was den kinder gefällt, es wird gelacht. irgendwann ist sibylle dann dran, wieder wird in den bauch gespritzt und dann kanns losgehen.

auf dem weg zum internetkaffe und zum matzmobil ersteht fredel noch 3 (ja, namusis, DREI) rasierer und im supermercado decken wir uns mit dem ein oder anderen ein. frischwaren sind hier aber nicht zu finden. dafür bewilligt mir fredel etwas katzenfutter. sei zwar ein missverständnis gewesen, aber das seh ich anders ;-). er macht im laden einen auf "verschupft" und jammer, dass ER nichts kaufen darf ;-). ich bewillige ihm einen sojamilch, hihihi.. und dann gehts ins internet, fredel unterstützt uns frauen wiederum mit einen o-saft. er hat mit dem saft-mann einen deal machen wollen mit unseren röhrli, die wir nicht brauchen.. dazu auf seiner seite.

jetzt gehts nochmal zum gesundheitszentrum, diesmal mit kühlschrank, sprich: matzmobil. wir parkieren genau vor dem gelände, mitten im massacker. sibä kommt bald mit der krankenschwester und einer kühlbox und der impfstoff wird in unseren kühlschrank gestellt. übergabe erfolgreich abgeschlossen ;-). von nun an spritzt fredel sibylle um den bauchnabel, wenn das nur gut kommt ;-)) sibylle und ich machen uns auf, den mercado central zu besuchen. grad am eingang fragen wir zwei alte frauen wo es gemüse gibt. sibylle mit ihrer offenen, freundlichen art bringt die damen zum strahlen und winken, als wir richtung gemüse davonwetzten.

wir packen an verschiedenen ständen frische gemüse und früchte und BANANEN ein. man muss wissen, ich hab ein klein wenig ein problem mit eben diesen B..., aber sibylle liebt die dinger.. wär alles eine lange geschichte, aber was will man machen ;-). in dem gemüsemarkt erfahren wir auch noch, dass die meisten frischwaren von der küste kommen (aber da hat es doch nur nebel?!?). listo, zurück zu fredel, zurück zum matzmobil, zurück zum kritisch dreinschauenden polizisten, der uns zeigt, wir sollen weg da.. machen wir!!

wir frauen haben beschlossen, eine berg-rundfahrt zu machen in der gegend. als wir also nordwärts fahren sehen wir all die wolken, die an den schönen bergen hängen.. hm.. wir versuchen, diese wegzublasen, einen blauen himmel zu visualisieren etc.. es nützt nichts. wir geben aber nicht auf und fragen uns durch, um die abzweigung in die berge zu finden. nach einer wende und weiterem fragen gehts bergwärts, und zwar sofort und auf enger, holpriger strasse. ich staun mal wieder, was für fahrzeuge solche strassen fahren ;-). über uns noch immer die wolken.

sibylle wird es etwas unwohl beim gedanken, dass wir noch auf fast 5'000 müm fahren werden, die strasse so schlecht, sie unter medis etc.. man muss hier sicher damit rechnen, irgendwo stecken zu bleiben, ein erdrutsch oder ähnliches. schnee vielleicht auch noch.. man weiss nie. fredel und ich haben da natürlich eine andere einstellung, mal schauen ist die devise, aber wir haben zeit, wir sind nicht auf medis angewiesen, etc. die vernunft hat sich schnell durchgesetzt und wir wenden an ort und lassen die pässe-fahrt bleiben. sicher ein guter entscheid.. man weiss ja nie.. und 2'000 höhenmeter sind doch recht viel, sehen würden wir da oben auf 5'000 müm wohl auch nichts (wär grad der höchste berg des landes daneben) bei den wolken..

nun gut, bald sind wir wieder auf der hauptstrasse und halten ausschau nach einem nächtigungsplatz. eine therme soll es auch noch geben, wir fahren in ein tal rein, um wiederum umzukehren. nicht nach unserem wunsch. unterdessen beginnt es zu regnen und wir versuchen unser glück an einem kleinen flughafen mit riesem gelände. hier grasen kühe an der landepiste, ein supergrosser parkplatz im grünen, perfekt für eine nacht. aber sibylle und fredel kommen mit negativem bescheid zurück. der chef da wollte uns nicht, überhaupt nicht.. was will man da machen. wir schwelgen in den erinnerungen an den flughafen in argentinien ;-).

wieder werden die karten studiert und sibylle erinnert sich an einen ort unterhalb von huaraz, wo wir ein schild mit camping etc gesehen haben. orillo, oder so ;-). wir farhen also das tal südwerts und es ist doch einfach schade, kann man all die andenriesen nicht sehen, sie halten sich in den wolken versteckt. echt schade, müssen die zackenberge doch einfach eindrücklich sein in der gegend. aber anscheindend soll es für uns nicht sein diese zu sehen. nach einer lägeren fahrt gehts also ins tal nach orillo und bald stehen wir vor einer schranke und einem platz im kleinen dorf. wir müssten eintritt bezahlen um weiter zu kommen. also besser wenden und zurück an eine aushaltstelle am weg, weiter unten.

bald stehen wir da, auf das matzmobildach prasselt der regen und die menschen die vorbeiwandern winken uns zu und grüssen. guter platz für eine nacht. heut essen wir etwas, dass es schon lange nicht mehr gegeben hat auf dem speiseplan im matzmobil: knackigen salat, haben wir am markt erstanden! genial. wir plaudern angeregt und fredel widmet sich noch der "drecks" gasflasche, die mal wieder etwas "spinnt" ;-). und im moment muss unser kühlschrank gehen, drum wechseln wir auf die grossen gasflaschen, um sicher zu gehen.

so geht dieser tag also um, wir lachen viel und fredel und ich kommen uns schon blöd vor, sibylle weiter tricks am matzmobil "aufzuzwingen" ;-). mach das hier so, da das licht so, sparen, dies an, dies ab, dieser schalter um etc.. es ist eben so, in einem so kleine haus, mit beschränktem energiehaushalt, geht alles etwas anders ;-). man muss noch erwähnen, dass sibylle unterdessen die tür mit der schultertechnik aufbringt, ohne jedesmal fast rauszustürzen ;-). auch so eine macke unseres hauses.. poor sibylle..

wir lassen den tag mit lesen ausklingen und ein licht am anderen wird gelöscht (ja sibylle, das aussere braucht weniger strom ;-))))))

unser au pair - genau die, die gestern abend mit den rollladen gekämpft hat, und über den stromsparmodus der lämpchen informiert werden musste - gibt heut morgen alles. noch vor ihren yoga verrenkungen setzt sie kaffe auf, und erfindet in ihrem morgendlichen energieschub einen neuen müllsack fixier modus welchen schnitz und mich, kaum aufgestanden zum lachen bringt.

ich erledige mal die finanzielle lage mit carmen, und montier gleich noch unseren wasserschlauch vom einen zimmer zu unserem wassertank. dann sind wir schon fast gerüstet eines der täler um huaraz zu erkunden. welches genau, weiss ich nicht, aber die mädels haben während des ganzen frühstücks in karten reiseführern und notizen gestöbert und irgendeine tour ausgeheckt.

zuerst steht aber noch sibes ärztliche versorgung sowie die medizin übergabe, postfach kontrolle, und ein weiterer einkauf bevor. bald stehen wir im dorf vor einer bank mit sicherheitsbeamten, den ich kurzerhand beauftrage ein auge auf unser gefährt zu werfen. kurz darauf stehen wir schon wieder inmitten von all den einheimischen im centro de salud. sybe kauft sich noch mal eine spritze samt zubehör sowie eine konsultation, und innert null koma dreimal tollwut hat sie ihre tetanus spritze im hintern, und eine weitere tollwut impfung im bauchnabel. diese immer schön im abstand von zwei centimeter und im uhrzeigersinn um den bauchnabel verteilt. die medizin müssen wir direkt mit dem medimobil abholen, da das fläschchen immer zwischen 2° und 8°c aufbewahrt werden muss.

auf dem weg zum internet finde ich überraschender weise drei verschiedene modelle der mittelalterlichen rassierer welche auch gleich allesamt erstanden werden. um einem hungerast zu entgehen erstehen wir noch mal ein paar apfelltaschen und brötlis. drei quadras weiter verschwinden die frauen im internet kaffe und leeren ihre elektronischen postfächer. ich versuche unterdessen dem orangensaft presser vor dem cyber unsere plastikröhrli für drei jugos de naranja zu verdealen. er geht nicht ganz auf dem kuhhandel ein, und ich bezahle halt in gotts namen die 45 rp für die drei säfte.

vitaminmässig verpflegt und gegen jegliche art von hunger ästen gewappnet fahren wir vor dem medi center ein, pakieren direkt auf der belebten hauptstrasse. sibe organisiert den medi transport. bald kommt die ärztin mit der kühlbox im matzmobil an. die übergabe könnte aus einem transplantations film stammen. während die mädels noch etwas gemüse und früchte auf dem mercado municipal einkaufen gehen, bewache ich die kostbare ladung. mir bleibt genügend zeit das treiben um mich rum zu beobachten. unzählige micro büssli fahren umständlich ums matzmobil rum - wir stehen direkt vor einer der vielen inofiziellen haltestellen. die einheimischen strömen dem markt zu, oder schon wieder vom markt nach hause.

an der haltestelle windets plötzlich einen plastiksack auf die strasse. erst als die indigene mama den sack zurückholt sehe ich dass sie zwei hühner darin verpackt hat, und diese sich nun selbstständig gemacht haben. seit geraumer zeit beobachtet auch ein polizist unseren parkplatz. ich hoffe dass er mich noch stehen lässt bis meine frauen wieder da sind, und genau in diesem moment überqueren diese die strasse. der polizist lässt es sich natürlich nicht nehmen die beiden noch zu ermahnen, und sie aufzufordern nun das feld zu räumen.

dann machen wir uns daran, den, von den mädels am morgen früh ausgeheckten plan zu verwirklichen. wir fahren aus dem dorf raus. nordwärts, richtung alpamayo - dem kürzlich als schönsten gipfel der erde erkorenen berg - sowie dem huascaran - dem höchsten berg perus - entgegen. dort irgendwo würde eine unbefestigte strasse richtung chacas, auf die hintere seite der cordillera blanca führen. nachdem wir mal wieder zwei drei dörfchen zu weit gefahren sind, dann die placa de armas doch noch gefunden haben, fahren wir einige kilometer auf einer ,mehr schlechten als rechten erdigen schmierigen forststrasse dem fast 5'000m hohen pass entgegen.

es kommt eine kurze diskussion über strassen- und wetterverhältnisse, höhe und gesundheitliche zustände auf, welche das projekt kippen lässt. wir wenden und lassen diese rundfahrt sicherheitshalber sein. stattdessen fahren wir wieder huaraz entgegen, und an einem kleinen dorf mit flughafen vorbei. schine und ich denken mit freude an die freundliche offene aufnahme am kleinen aeropuerto in cordoba, ziemlich anfangs unseres südamerika aufenthalts zurück, und versuchen nun unser glück hier nochmal.

aber die flughafen angestellt hat des flugahafenchefs wegen bedenken. aber fragen kostet ja nichts. wir werden belehrt, dass der riesige - völlig leere - parkplatz nicht zum übernachten da sei, und überhaupt dass es nicht zu den gepflogenheiten des flugplatzes gehöre, gäste über nacht hier stehen zu lassen. auch die erwähnung dass wir freunde vom aeropuerto san felipe sind, und eventuell mal ultralights hier landen könnten, lässt den verbitterten herren kalt, und wir blitzen gnadenlos ab.

wir erinnern uns, dass wir bei unserer ankunft, vor huaraz einen wegweiser richtung orillos gesichtet haben, und versuchen unser glück nun an diesem ort. auf dem weg dorthin folgen wir noch einem wegweiser zu etwelchen termen. diese stehen gleich anfangs eines kleinen dorfes, sind jedoch von grossen mauern umgeben, und einen gemütlichen stehplatz können wir auch nicht entdecken. der ort strahlt - für unseren geschmack - zuwenig charme aus. also weiter richtung orillos.

das wetter hat von eitel sonnenschein schon wieder gewechselt. es ist mal wieder am nieseln, um nicht zu sagen es schifft. bald sind wir an der gesuchten abzweigung und fahren die naturstrasse hoch. ein stück ins tal rein, und plötzlich sind wir am dorf eingang wo sich uns mal wieder eine schranke in den weg stellt. der dorfeingang ist ebenfalls der eingang zum anschliessenden nationalpark und wir müssten eintritt bezahlen. da wir für eine nacht eigentlich nicht in den nationalpark fahren müssen, vollführen wir nur eine huelta auf dem dorfplatz und fahren wieder ein stück vom dorf weg.

hier haben wir schon vorher ein ebenes plätzli entdeckt welches wir nun als nächtigungs platz gebrauchen können. es ist gleich neben der strasse die zum dorf führt, und schon nach kurzer zeit bemerken wir, dass reger fuss verkehr herrscht. immer wieder marschieren einheimische an uns vorbei, grüssen freundlich oder schauen verwundert. ich fühle mich ein bisschen müde und lege mich zu einer siesta hin. die frauen widmen sich unterdessen dem gewaltigen salat den sie am morgen gekauft haben.

zum z'nacht gibts, seit langem mal wieder einen vitaminreichen weltmeisterlich zubereiteten knacksalat. ich genehmige mir zum dessert ein freitagszigaret im strömenden regen draussen, und dann nach einigen weiteren guten tips an unser au pair legen wir uns ins bett und lassen uns vom regen in den schlaf klöpfeln.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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