tagebuch 14. april 2006
chile / nach guanillos (vor iquique)


der tag danach karfreitag... lasst die fische leben.....
ich hab gut geschlafen, einige träume an die ich mich schon nicht mehr erinnere, aber sie waren da am morgen beim ersten erwachen.. ich docke an fredels schulter an, er hat mich dazu eingeladen in zeichensprache, wir liegen noch etwas da, ich höhr die wellen, die vögel, seh die sonne die aufgeht und meine gedanken kreisen um gestern abend.. was ging da ab?

dann gehts an die morgenübungen, fredel braut ein teeli, wir essen ein kleines birchermüäsli und während fredel ausrückt in die felsen rüber, widme ich mich meiner körperpflege, der schöneheit des matzmobiles.. räuchere mit indien-sticks und geniess den morgen.. schon bald sind die compis auf dem tisch, ich schreib gestern abend darnieder und kann nicht mich ausdrücke, weiss auch nicht ob ich soll.. ich schreib was hald so kommt, les dann alles fredel vor und irgendwie steigt ein komisches gefühl in mir hoch..

sollte ich das schreiben, zu persönlich? war ja aber so! ist das schlechte gefühl nur der rebellierende verstand? oder ein tiefes gefühl des: lass es sein? versteht eh niemand.. aber es muss ja niemand verstehen.. ich ringe mit mir, alles löschen? aber ich HABS geschrieben, ich habs vor allem ERLEBT! ich lass es, aber das komische gefühl in der bauchgegend bleibt.. es geht schwer was ab in mir.. mal schauen was draus wird.. jetzt widme ich mich mal noch etwas den fotos, und dann.. wir werden sehen was noch geht, oder eben nicht..

es ist zeit, mich mal wieder etwas in yoga zu versuchen.. ein guter versuch, ich bin überzeugt, das ist das richtige für mich, mir fehlt ein lehrer, ein kurs.. möchte keine fehler angewöhnen.. aber kommt zeit, kommt guru ;-). spätestens in indien!! heut mach ich es hald nach buch, im weichen sand, auf der orangen decke, die übungen für monatsbeschwerden ;-). es macht so richtig freude!! wenn ich auch nicht sehr beweglich bin.. ist egal, wieder mal alles etwas gedehnt, etwas den körper gespührt (ja, namusis, ich spühr mich ;-). die kommentare von fredel lass ich über mich ergehen und bitte ihn dann um ruhe, er schreibt, ich dehne..

jetzt ist zeit für einen maissalat, den wir draussen auf der decke essen, die wellen brechen, ein schöner tag. meine haut schreit nach sonne, ich entblösse mich, leg mich zur grösstmöglichen bestrahlung hin ;-). nur kurz, tut aber doch gut. fredel schreibt. zeit für schatten, zeit für spanisch lesen aus dem alchimisten.. ob ich alles verstehe, fragt fredel! er ist heute überaus witzig ;-).. nicht alles, bei weitem nicht, aber es tut mir gut laut in spanisch zu sprechen..

dann, voller erwartungen, die ich nicht haben sollte, da weiss ich ja, nehm ich das naturbuch von gestern nochmal zur hand, les die zeilen die so viel ausgelöst haben nochmal und was passiert: nichts.. klar. aber versuchen musste ich es doch ;-).. ich denk nochmal an gestern, gedanken kommen, gehen, ich will zu viel, kann es nicht ändern.

fredel derweil hat genug vom schreiben, liest mir nicht mal vor, wie er alles erlebt hat, er geht fischen, ein guter plan. ich brauch auch noch etwas frischluft, les draussen weiter.. hab ein unterhaltungsbuch in der hand, aber bin nicht immer so recht bei der sache, dann wieder recht, gedanken kommen, gedanken gehen. ich muss mich etwas bewegen, pack den fotoapparat, mein fischermann soll abeglichtet werden in der neblig wirkenden küstenlinie.. er steht da auf den steinen, wirft aus, die wellen brechen, das licht glitzert auf den schwarzen felsen, die roten krebse verstecken sich, vögel überall.. echt schön, das alles im gegenlicht.. ich knipse, vieles ist unbrauchbar, aber das ist ja egal..

auch die krebse versuch ich festzuhalten, warte vor den löchern, die sind aber schlau und zeigen sich nicht, bis ich mich dann umgedreht hab ;-). da steht nämlich mein fischermann, glücksstrahlend, er hat einen schönen fisch gefangen, ihn wieder frei gelassen. karfreitag sei für einen fisch nicht der richtige tag zum sterben, genau! auch dafür lieb ich ihn, nicht den fisch! warum er denn nicht länger am fischen bleibe frag ich.. ja warum eigentlich, weil ich vielleicht noch ausrücken wolle? das mach ich, aber das kann ich auch so, das matzmobil noch schliessen und ich bin unterwegs zum pelikan strand rüber, heute mit dem grossen objektiv.

schon beim rüberschlendern weiss ich es, sie sind weg.. und als ich ins teufelsmaul steige (die beiden felsen) seh ich runter, und kein einziger pelikan freund ist da, ich hatte recht.. warum wusste ich das so genau? ich schau den wellen zu in der bucht, geh wieder in die felsen rein und höhr die wellen hallen.. wow.. hab das gefühl, die felsen wollen mir was sagen ich setzt mich hin, will genau höhren, will ganz fest, und eben genau dann, geht natürlich wieder nichts ;-). klar. aber wie soll man sich gehen, lassen, loslassen?? ja wenn das immer so einfach wäre..

dann sitz ich da, und fühl mich plötzlich wie in afrika, auf dem felsen oben mir ist irgendwie eine wildkatze, eine braune, grosse, schöne.. ich hab schuldgefühle, irgendwas geht wieder ab, aber was?? ich will zu viel, berühr die felsen, schau zu der katze rauf, die ja nur in meiner vorstellung da ist, versuch rauszufinden, was ist da los, will zu viel, bin draussen.. tränen rollen, es hat sich sicher was gelöst, aber was, keine ahnung.. aber irgend was geht ab, das ist so.. hab das bedürfniss mich zu entschuldigen bei der katze, die vorhin noch da war, adieu du schöner platz, ich schau zurück, stell mir das tier nochmal vor.. geh weiter.. was war denn das? wieder zu persönlich zum niederschreiben? nein, ich bin ehrlich, das geht ab..

beim strand wandern (stundälang am strand entlang, würde der stille haas singen) seh ich neben all den vielen möven vögeln noch ganz kleine spatzenmässige gefiederfreunde rumrennen, sind das junge? oder sind die so herzig klein.. jöhhh.. was für eine freude.. ich geh ganz vorsichtig, um sie nicht zu verscheuchen, sie stellen sich "tod", bewegen sich nicht.. nein, ich seh euch nicht, überhaut nicht ;-). auch fredel kommt bald ins matzmobil zurück und ganz kurz sind wir noch am compi, dann brauen wir ein süppli zum znacht.

als ich am tisch etwas hantiere geht schon wieder die kerze von rahel aus.. was ist da los?? geht es ihr gut?? auch das wiederanzünden ihrer kerze geht nur harzig.. schon seltsam... denk fest an sie, an mein gottichind. dann essen wir das süppli, lauschen dem werdegang der gina wild und fredel scheint sich heut etwas ab ihrer naivität zu nerven.. ich versteh das, aber ich denke, sie macht ihren weg zumindest mit hingabe ;-).

wie auch immer, wir sind bald im bett, fredel davor noch sein freitagscigaret, beide noch etwas lesen und es schläft ein..

zum aufwachen wird die spezial offerte, meine schulter zu belegen ohne zögern angenommen, und wir wachen zusammen dem kommenden tag entgegen. irgendwann ist dann aber genug gschülterlet, und ich werde aus dem bett gejagt, schliesslich sind jetzt morgenübungen angesagt.

heute ist karfreitag. mangels ergiebiger fischgründe - vor unserer haustüre befindet sich ja nur die unendlichen tiefen und strömungen des pazifischen ozeans - steht heute kein fisch auf unserem menue plan. um dem österlichen teiben doch ein wenig respekt zu zollen wird ein xsundtag ausgerufen, und wir verleiben uns ein birchermüesli und tee zum zmorgen.

während sich schine auf unserem trässli mit teppich und in sprotlicher montur zum yoga begibt, setz ich mich vor den bildschirm, und kommentiere den beiden stänker opis in der muppet show gleich die verrenkungen meiner frau. diese scheint die gutgemeinten worte und tips nicht wirklich zu goutieren, und verschreibt mir einen maulkorb. so ergebe ich mich den gegebenheiten der letzten tage, und hau in die tasten dass mir die zeit nur so um die ohren fliegt.

nach soviel körperlicher und fingerfertiger ertüchtigung müssen wir uns um unser kulinarisches wohl kümmern. trotz des birchi zmorgens verspühre ich einen gewalts hunger, und überrede die meisterin der maissalat zubereitung doch besser zwei büchsen in die schale zu mixen. nach dem essen bin ich um die erfahrung reicher, dass es sich mit maiskörnern ähnlich verhält wie mit raclette käse. am anfang hat man immer das gefühl viel zu wenig aufgetischt zu haben, kann aber dann nur mit müh und not und leichten bis schweren überfressungs erscheinungen die letzten bissen runterkriegen.

der nachmittag beginnt wie der morgen geendet hat. es schreibt und schreibt, bis ich - ähnlich wie beim maissalat oder beim raclette - einfach genug hab, und mich nicht mal mehr dazu aufraffen kann, schine die letzten zwei tage vorzulesen. gehauen oder gestochen, der elektronik wird nun mal der rücken gekehrt, und ich ergebe mich demjahrtausende alten drang nach jagen und sammeln.

ich schnapp mir die kleine fischrute, bastle einen der einhakigen fischliimmitationen - so echt, dass sich die fische einfach dem bissreflex nachgeben müssen zitat aus der gebrauchsanweisung - dran, und wandere zu den klippen rüber. im gestern schon observierten felspool werfe ich aus, lasse den schwimmer mit meinem fischli immer wieder von der brandung zu mir zurück schwemmen. obwohl es zwei drei mal angehackt hat, war kein fisch dran. dafür hat die strömung den haken an die felsen unter wasser geschwemmt und ihn dort festsitzen lassen.

eine bewegung zwischen strand und klippen lässt mich aus der angel meditation aufwachen. es haben sich zwei angelfreunde eingefunden. ich sehe dass die beiden mit ähnlichem köder wie ich fischen. ich seh auch dass der eine der beiden einer der angel spezies "ganz herti sieche" ist. mit seinen kurzen hosen und den strandsandalen watet er immer wieder in die wellen raus, um möglichst weit auswerfen zu können. nach einer halben stunde fängt der eine - der watkönig - tatsächlich irgendein flunder ähnlichen fisch. dieser fang reichte den beiden dann offenschtlich für ihren karfreitags schmaus, und sie zogen wieder ab.

ich bin sicher das die kleine bucht leergefischt ist, und wechsle meinen standort. eine kleine kletterpartie bringt mich auf eine klippen plattform von wo ich besser richtung sand untergrund auswerfen kann. nach drei vier mal werfen zuckt es auch schon, und ich habe ein kämpferischen silberling dran. auf meinem felsvorsprung bin ich etwas erhöht, und als ich den schönen fisch durch die luft - so gar nicht sein element - hochziehe, habe ich zwei eingebungen. erstens höre ich schnitz sagen " arme fisch " und zweitens hab ich das gefühl, dass karfreitag kein guter tag ist, fische abzuschlachten und dann zu essen. ich operiere ihm also den köder aus den lippen, und verabschiede ihn mit den worten: "scheenä fisch" was aus yaritas wortschatz ausgelehnt ist.

dem instinktiven jagddrang folgend, fische ich aber weiter. irgendwann taucht dann auch schine, ausgerüstet mit nikon und gewaltsobjektiv hinter mir am strand auf. ich beende die erste runde angler meditation, und kletter zu ihr zurück. mein zeitgefühl verrät mir, dass es schon relativ spät ist, und ich bin eigentlich dabei mit schine nach hause zu gehen. sie ermutigt mich aber, es ist erst fünf, doch noch ein wenig weiter zu fischen, was ich auch gleich mache, und flugs bin ich wieder zurückgeklettert.

der erste wurf, und schon zappelt die spitze meiner angelrute wieder. parktisch an der selben stelle wie zuvor hat sich wieder einer den unwiederstehlich echt aussehenden köder geschnappt. als ich den fisch im wasser sehe, fällt mir auf dass es das gleiche model ist wie der erste, und sogar fast die gleiche grösse hat. sein zwillingsbruder, der gleiche nochmal? diesmal entlasse ich ihn wieder in die freiheit mit den worten " arme fisch" aus ruschelis wortschatz ausgelehnt.

eine stunde später bin ich wieder zuhause, und wir kümmern uns zusammen um die fischlosen verpflegung. beide nicht wirklich vom hungertod bedroht, beschliessen wir ein gmüessüppli zu kochen. dazu lassen wir uns akkustisch - oder heisst das in diesem fall ohral - von gina's wilden geschichten berieseln. zum abschluss des erfolgreichen jagd und tipp karfreitags, zünde ich noch ein freitägliches zigarillo an, und leg mich dann schlafen.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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